“Zu wenig Zeit und Geld für Frauen in Not”: SPD-Delegation mit Generalsekretärin Natascha Kohnen zu Besuch im Caritas-Frauenhaus

Besuch im Caritas Frauenhaus

Gemeinsam mit der Generalsekretärin der Bayern SPD, Natascha Kohnen, hat MdL Ruth Müller das Caritas-Frauenhaus in Landshut besucht, um sich über die aktuelle Situation vor Ort zu informieren. Ebenfalls am Gespräch teil nahmen Kreisrätin Filiz Cetin, Stadträtin Anja König und die Landshuter OB-Kandidatin der Sozialdemokraten, Patricia Steinberger.

Die Politikerinnen wurden im Frauenhaus zunächst von Leiterin Gabriele Unverdorben sowie der Sozialpädagogin Godela Hovestadt und Erzieherin Kerstin Hirsch empfangen und erfuhren dann, welche Sicherheitsvorkehrungen zur Wahrung der Anonymität der Frauen und deren Standort getroffen werden. Das Frauenhaus der Caritas in Landshut kann bis zu fünf Frauen mit ihren Kindern in den Räumlichkeiten aufnehmen. Aufgrund der langen Verweildauer der einzelnen Frauen konnte das Haus im vergangenen Jahr gerade einmal 14 Frauen beherbergen. In den letzten 10 Jahren wohnten im Schnitt 28 Frauen pro Jahr im Caritas-Frauenhaus.

Die Faktoren für den langen Aufenthalt der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen sind vielfältig. Oft ist es aufgrund des Wohnungsmarktes für die Frauen schwierig, günstige Wohnungen, die sie sich leisten können, zu finden. In anderen Fällen sehen sie sich aufgrund ihrer mentalen Verfassung noch nicht in der Lage, ihr Leben alleine zu meistern. Unverdorben und Hovestadt sehen sich gezwungen, pro Jahr im Schnitt 120 hilfesuchende Frauen abzuweisen, da es einfach nicht genug Platz gibt. Gemeinsam mit den abgewiesenen Frauen wird natürlich versucht, andere Lösungen zu finden.

Auf Nachfrage von Kreisrätin Cetin erfahren die Gäste, dass es sich bei den betroffenen Frauen um einen Querschnitt durch alle Altersklassen handelt, viele jedoch junge Frauen zwischen 25 und 30 Jahren sind, die mit ihren Kindern ins Frauenhaus kommen. Zudem variiert der kulturelle Hintergrund.

Auch die Nachbetreuung der Frauen ist ein wichtiges Arbeitsfeld. Etwa ein Drittel der Bewohnerinnen tendieren dazu, wieder zurück in ihr altes Umfeld zu gehen, da sie sich aufgrund ihrer psychischen Instabilität oft kein anderes Leben ohne den Partner vorstellen können. Manche schaffen erst beim zweiten oder dritten Anlauf, sich vom gewalttätigen Partner zu trennen. Hier spielen meist aber verschiedene Faktoren eine Rolle. Auch ein jahrelanges Nachstellen von Seiten des Ehemannes kommt immer wieder vor. Auch hier begleiten die Frauenhausmitarbeiterinnen die Klientinnen in Form von Nachbetreuung.

Gabriele Unverdorben würde sich wünschen, dass die Öffentlichkeit besser für den Umgang mit von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen sensibilisiert würde. Die Zusammenarbeit mit Behörden und Institutionen ist in Landshut aufgrund von guter Vernetzungsarbeit schon sehr gut. In einigen Bereichen wäre jedoch eine weitere Sensibilisierung und Zusammenarbeit notwendig. Dies geht natürlich zu Lasten der ohnehin schon sehr knapp bemessenen Arbeitszeit der Fachkräfte. Zwei Sozialpädagoginnen, eine Erzieherin sowie eine Bürokraft teilen sich insgesamt zwei Vollzeitstellen. „Ohne ehrenamtlich engagierte Frauen, die Nacht- und Wochenenddienste übernehmen, würde die Versorgung im Frauenhaus gar nicht funktionieren“, gibt Unverdorben zu bedenken. Gerne würden die Frauen mehr Energie für Präventionskampagnen aufwenden, was jedoch zeitlich schlicht nicht realisierbar ist. Ein Problem sieht Patricia Steinberger allerdings auch darin, dass „häusliche Gewalt“ bis heute ein Tabuthema in der Gesellschaft sei. Demnach beteiligen sich Frauen gerade im ländlichen Raum ungern an Awareness Aktionen, da die Mitmenschen sonst schnell Gewalt im eigenen Haus vermuten.

MdL Ruth Müller hat auf ihrer frauenpolitischen Reise durch Bayern im vergangenen Jahr mehrere Frauenhäuser besucht, die von den gleichen Problemen berichten wie in Landshut: Vornehmlich fehlten die Zeit und die Mittel, um mehr unternehmen zu können.

Eine neue Studie des Sozialministeriums soll in Kürze neue Zahlen liefern. „Wir dürfen gespannt sein, was aus der Veröffentlichung der Studie zu entnehmen sein wird und welche politischen Schlüsse daraus gezogen werden“, sagte Generalsekretärin Natascha Kohnen. Die Anträge der SPD-Fraktion im Landtag, die Finanzmittel für die Frauenhäuser zu erhöhen, seien im Dezember leider wieder abgelehnt worden, berichtete Müller. In den letzten 20 Jahren wurden die Mittel erst einmal erhöht, auch der Landkreistag sehe den Freistaat in der Pflicht, für eine bessere Finanzausstattung zu sorgen. „Wir wollen schließlich erreichen, dass jede Frau, die von häuslicher Gewalt betroffen ist, schnellstmöglich Hilfe und Unterstützung bekommt“, so Müller. Denn ansonsten laufe man Gefahr, dass sich die Gewalterfahrungen, die Kinder in den Familien erleben müssen, in der nächsten Generation wiederholten. Zur Unterstützung ihrer wertvollen Arbeit für die Frauen und Kinder überreichte die Landtagsabgeordnete eine Spende an das Caritas-Frauenhaus.